Archiv der Kategorie: Philosophie

Alessandro de Michel „Mythos Tod“

Im Rahmen der Recherchen zum jüngsten Artikel Camus und der Tod lag es natürlich nahe, sich auch nach thematischer Sekundärliteratur umzusehen. Leider gibt es zu den Themen Tod und Sterben bei Albert Camus jedoch kaum solche. Ein teurer, aber leicht zu erstehender Print-on-Demand-Aufsatz von Alessandro de Michel war die einzige greifbare Abhandlung, die sich – vom Titel ausgehend – konkret mit „Camus‘ Stellung zum Todesphänomen“ beschäftigt. Allerdings haben sich die zugegeben sehr hohen Erwartungen, durch diesen Essay neue oder evtl. übersehende Aspekte zu entdecken, alternative Perspektiven zu erfahren und einen frischen Wind durch die bekannte Camus-Interpretation wehen zu lassen, leider nicht erfüllt.

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Camus und der Tod

Am 07. November 2013 würde Albert Camus, sofern er noch lebte, seinen 100. Geburtstag feiern können. Dieses Jubiläum ist ein guter Anlass, um sich (wieder) einmal mit den Gedanken auseinander zu setzen, die der leider viel zu früh verstorbene französische Literat und Philosoph über den Tod und das Sterben geäußert hat. Von einem weltzugewandten, fragenden Menschen wie Camus, für den „Angst, Tod, Todesangst […] Konstanten in der Kindheit [waren]“ (Sändig 2012, 25), der seine berühmte absurde Betrachtung Der Mythos des Sisyphos (1942) mit den programmatischen Worten beginnt „Es gibt nur ein wirklich ernstes Problem: den Selbstmord“ und der einen sehr ausführlichen, kritischen Essay über die Todesstrafe geschrieben hat (Die Guillotine, 1957), darf man zu diesen Themen doch wohl einiges erwarten – und man kann einiges lernen, wenn man sich etwas Zeit nimmt. ThanatoBlog führt im vorliegenden Artikel, nachdem bereits 2009 sein Roman „Der glückliche Tod“ beleuchtet wurde, kurz und bündig in die allgemeineren Grundzüge der Thanatologie Camus‘ ein.

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David Hume und der Freitod

Der schottische Philosoph, Aufklärer, Empirist, epistemologische Skeptiker und Religionskritiker David Hume (1711-1776), beschäftigt sich im Rahmen seiner postum veröffentlichten Untersuchung über die Naturgeschichte der Religion (Dialogues concerning Natural Religion, 1779) mit der Frage, wie ein von einem Menschen gewählter Freitod moralisch zu bewerten sei. Hume, der in „falscher Religion“ und „Aberglauben“ eine „verderbliche Krankheit“ sieht, nutzt die Philosophie als Heilmittel, diese Krankheit zu kurieren – setzt also den religiös geprägten Meinungen zu diesem Thema eine kritisch-rationale entgegen. Denn er ist der Überzeugung, die Philosophie helfe, gute von schlechten Glaubensgrundsätzen zu unterscheiden. So auch hinsichtlich der Frage, ob Menschen das Recht besitzen, selbst über ihr Lebensende zu entscheiden. Mit der christlichen Glaubenslehre ist Suizid nach allgemeiner Auffassung nicht vereinbar – so muss es Hume erlebt haben und so erleben wir es heute noch. Von christlicher Seite wird behauptet, die Selbsttötung sei ein Eingriff in die göttliche Vorsehung, in das Schicksal, in Gottes Plan; sie sei Gottesleugnung und Auflehnung gegen den Willen des Schöpfers, gar Ablehnung desselben. Dies will Hume so nicht stehen lassen. Von einem realistischen Standpunkt aus, der sich des Umstandes bewusst ist, dass „das menschliche Leben unglücklich sein kann und daß mein Dasein, wenn es weiter ausgedehnt würde, nicht wünschenswert wäre“ (15), verfolgt er in seinem Essay „Über den Freitod“ (1783) ein klares Ziel: darzulegen, dass der Freitod kein Verbrechen und nicht mit Schuld beladen ist. Hume möchte sich „bemühen, den Menschen in seine angeborene Freiheit wieder einzusetzen, indem wir all die üblichen Argumente gegen den Freitod prüfen […]“ (9).

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